Freitag, 30. Juni 2017

Streikaktion Nummer Drei - Wir machen weiter!

Zünftig war es diesmal. Es war bayrisch und es war lecker.

Treffpunkt der Streikenden zur dritten Streikrunde war das berühmte Hofbräuhaus in München. Im "Wappensaal" traf man sich am Morgen zum zünftig bayrischen Frühstück mit Weißwurst und O'batzda. Ok, das Weißbier bzw. das Helle musste außen vor bleiben, denn schließlich hatten wir noch einiges vor heute.



Nachdem wir uns alle gestärkt hatten und nach einer kleinen Einweisung was wir genau machen werden, gingen wir los. In zwei Gruppen diesmal, marschierte die eine Richtung ZARA Filiale Theatinerstraße und die andere Gruppe zur ZARA Filiale Kaufingerstraße.



Vor der ZARA Filiale Theatinerstr. haben die Streikenden sich wieder lautstark bemerkbar gemacht. Sie wurden empfangen von verdutzten Kunden sowie vorbereiteten Managern der Filiale. Auch die Personalreferentin für die Region Süd sowie einige Regionalleitungen waren vor Ort. Begeisterung sieht anders aus, aber das hielt die protestierenden Kolleginnen und Kollegen nicht davon den Lautstärkeregler immer höher zu drehen und sich ordentlich Gehör zu verschaffen. Trotz zahlreicher Aufrufe, dass die Personalreferentin und die Regionalleitungen heraus kommen sollen, weigerten sich diese vehement. Schade eigentlich, da hätte man ein wenig Größe und Coolness zeigen können. Doch anscheinend war unsere Erwartungshaltung zu hoch.

Ortswechsel: Kaufingerstraße.

Hier postierten wir uns wieder in Spalier um den Eingang und durch lautstarke Protestrufe wurden auch hier die hereingehenden und herauskommenden Kunden begrüßt. Verstärkt durch ein Megaphone hallte es durch die Kaufingerstraße:

"Gute Arbeit! Gutes Geld"

und

"Heute ist kein Arbeitstag! Heute ist Streiktag!"

und

"Wir sind hier, wir sind laut,
weil man uns die Kollegen klaut!"




Bei all' dem Spaß, den alle Beteiligten auch haben mögen, hat KEINER vergessen oder verdrängt worum es uns allen eigentlich geht.

Nachwievor will der Arbeitgeberverband uns mit lächerlichen und unsinnigen 2,5% Lohn- und Gehaltssteigerung, über eine Laufzeit von 2 Jahren (!) verteilt, abspeisen. Hinzu kommen noch die beharrlichen und hartnäckigen Verweigerungen zu vernünftigen Gesprächen über die Azubis und sinnvollen Eingruppierungen. Somit sehen nicht nur die Gewerkschaft, sondern auch wir, keinerlei Möglichkeit, als weiterhin ein Zeichen zu setzen gegen diese Verhandlungspolitik.

Desweiteren protestieren wir auch gegen die Unternehmens- und insbesondere Personalpolitik von ZARA und H&M. Auch wenn die Arbeitgeber es zu leugnen versuchen und die Situation herunterspielen, es ist und bleibt eine Frechheit, wie die Mitarbeiter in den Stores beider Unternehmen behandelt werden. Immernoch werden keine vernünftigen Schichtpläne geschrieben. Immernoch werden bestimmte Personengruppen bevorzugt behandelt und Mütter und Beschäftigte, die es dringend nötig hätten zu bestimmten Schichten zu arbeiten, werden als "Risikogruppen" bezeichnet. Keine Einsicht in Sicht!






Nachdem wir uns vor ZARA lange genug bemerkbar gemacht haben, zogen wir weiter zur altbekannten H&M Filiale zwei Häuser weiter, wo erneut der Filiale und den Kunden im Geschäft ein kleiner Besuch abgestattet wurde. Anschließend zogen wir weiter zur Filiale ZARA Neuhauserstraße. Dort erwarteten uns schon die Kolleginnen und Kollegen, die eben noch an der ZARA Filiale Theatinerstr. waren. Es war eine ausgelassene Stimmung und auch hier machten wir unserem Ärger durch lautstarke Parolen Luft.





In der ganzen Zeit des Streiks vor den jeweiligen Filialen wurden diesmal Kundeninfoblätter verteilt, die auf die momentane Situation in den Tarifverhandlungen und in den jeweiligen Unternehmen (ZARA und H&M) hinweisen und zu erläutern versuchen. Interessante Gespräche, die sich mit den Passanten entwickelten konnten wir erleben. Man kann aber ohne zu übertreiben sagen, dass 90% der Passanten volles Verständnis für uns und unsere Forderungen hatten. Wenn wir also davon sprechen, was können eine Handvoll "Spinner" schon ausrichten, die in einem so großen Unternehmen arbeiten? Hier der Beweis! Die Mehrheit der Bevölkerung ist auf unserer Seite, wenn man sie nur auf die Misere und Verhältnisse aufmerksam macht.



Hier nochmal der Dank an die RTL Redaktion von EXTRA - Das Magazin, die es in die mediale Fernsehwelt ausstrahlten, was bei ZARA derzeit los ist. Auch hier sei schon mal bemerkt, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen worden ist!




Danke auch an ALLE Kolleginnen und Kollegen von ZARA, Massimo Dutti, H&M und ESPRIT, die so engagieren und motiviert sich gegen die Ungerechtigkeit ankämpfen und sich nicht unterkriegen lassen!

MACHT WEITER SO!!!

DENN WER NICHTS TUT, HAT SCHON VERLOREN!

Wir halten Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

In diesem Sinne:



Auf zur nächsten Runde!!!


Dienstag, 20. Juni 2017

Mütter bei ZARA - nein danke! (Teil 1 von 2)


Wer schonmal bei ZARA einkaufen war, wird mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass die Belegschaft größtenteils aus jungen Frauen besteht. Sie arbeiten gerne für ZARA und sind oft jahrelang dem Unternehmen treu.
Es liegt in der Natur des Menschen, dass man irgendwann den Punkt erreicht, wo man Kinder möchte und eine Familie gründet. So kommt es bei ZARA auch vor, dass eine Kollegin schwanger wird. Wenn diese Mitarbeiterinnen zurück aus dem Mutterschutz kommen, stehen sie oftmals vor großen Schwierigkeiten.

Das Kind muss in die KITA, und danach wieder abgeholt werden. Wenn man es zusammen mit dem Partner hinbekommt, gut. Was ist aber, wenn man Alleinerziehend ist, oder der Partner nicht bei der Betreuung des Nachwuchses helfen kann?
Bei ZARA gab es bisher Verfügbarkeiten. Das heißt, dass die Mütter bestimmte Arbeitszeiten, wie z.B. Frühschichten verhandeln konnten, was das Arbeiten und die Betreuung des Kindes zusammen überhaupt erst ermöglichte. Dieses Verfahren funktionierte jahrelang größtenteils gut, wenn man sich mit ZARA auf bestimmte Schichten einigen konnte. Diese Zeiten sind seit Mai leider vorbei - ZARA hat sich dazu entschieden, Verfügbarkeiten komplett abzuschaffen!
Das bedeutet erstmal für alle Mütter im Unternehmen voll flexibel sein zu müssen. Punkt. Ist das soziale Verantwortung seinen langjährigen Mitarbeitern gegenüber? Es geht hier um Kolleginnen, die teilweise über 10 Jahre für das Unternehmen arbeiten, und durchweg nur positiv aufgefallen sind!

Die Gespräche mit den ZARA-Muttis finden bereits in den Filialen statt. Ihnen werden meist drei Optionen vorgeschlagen. Die ersten beiden Möglichkeiten sind, dass sie sich runterstufen lassen, also weniger Stunden arbeiten, und man ihnen dafür etwas mit den Schichten entgegenkommt. Bedeutet im Klartext weniger Geld am Ende des Monats, was sich die meisten finanziell schlichtweg nicht leisten können.
Die dritte „Option“, wie es Manager nennen, ist der Vorschlag, man könnte ja auch das Unternehmen verlassen, und seine Abfindung bekommen. Geht man so mit Menschen um, die jahrelang dem Unternehmen treu waren und eine junge Familie gründen? Wo bleibt die Menschlichkeit?

Die Idee mit der Abschaffung der Verfügbarkeiten stammt laut Aussage der Manager von der Geschäftsleitung, und sie müssten sich diesem Umstand beugen. Kann es sein, dass so etwas im Jahr 2017 in Deutschland hingenommen wird?
Das Mütter auch mal nicht arbeiten können, weil sie sich um ihr krankes Kind kümmern müssen, ist auch klar.
Der Staat stellt Eltern mit Kindern bis 12 Jahren hierfür Krankheitstage zur Verfügung. Der Lohn wird bei solchen Fehltagen von der Krankenkasse bezahlt, und nicht vom Arbeitgeber.
Kann dies trotzdem ein Grund sein, warum man bei ZARA augenscheinlich keine Lust auf junge Mütter hat?

Und ja, der Fortschritt der Technik mit RFID (was noch in einem anderen Beitrag erklärt wird) macht auch vor ZARA nicht halt. Demnach werden morgens beispielsweise nicht mehr so viele Kollegen zum Auffüllen der Ware benötigt, wie zu Zeiten, als dieses noch von Hand erfolgte. Trotz allem ist dieser Umstand keine Entschuldigung für die Art und Weise, wie hier Menschen einfach abgespeist werden sollen! Mal ganz abgesehen davon, dass komischerweise Leiharbeiter ab 8.00 Uhr eingeplant werden! Es ist höchste Zeit, dass sich ZARA seiner sozialen Verantwortung bewusst wird, und sich dieser stellt. Schließlich hat das Unternehmen auch jahrelang gut und gerne von den jungen Mitarbeitern profitiert, die mit viel Energie zu den bombastischen Umsätzen beitrugen!

Im zweiten Teil zu diesem Thema geht es um Lösungsansätze, die ZARA als verantwortungsbewusster Arbeitgeber den Müttern anbieten könnte. Es ist eigentlich gar nicht kompliziert, diese Probleme zu lösen - wenn man dafür nur bereit wäre…

Sonntag, 11. Juni 2017

Streikaktion Nummer Zwei - Und wir sind noch lange nicht am Ende!

Datum:        Freitag 09.06.2017.

Uhrzeit:       ca. 09:30 Uhr

Einsatzort:   München, Kaufingerstr. 14,
                    unmittelbar vor der ZARA Filiale

Alle Menschen arbeiten. Alle? Nein, nicht alle. Eine kleine und aufmüpfige Gruppe von streikenden ZARA- und H&M-Mitarbeitern postieren sich vor einer ZARA Filiale im Süden Deutschlands. Genauer gesagt in München, vor der ZARA Filiale in der Kaufingerstraße.





Wir wenden uns, wieder einmal, lautstark und mit einiger Wut im Bauch gegen die Arbeitgebervertreter, die auch in der zweiten Tarifverhandlungsrunde ihre lächerlichen Angebote um 1,5% Gehaltserhöhung beibehalten haben. Als Zeichen unseres Unmutes haben wir uns einer der "Prestige"-Filialen der gesamten Kaufingerstraße vorgenommen: ZARA!

Wie schon vor einigen Wochen (siehe Artikel vom 26.05.17), waren alle Beteiligten nicht besonders gern gesehen. Aber man war diesmal auf uns bestens vorbereitet. Nicht nur, dass das Gittertor der Filiale komplett heruntergelassen war (es war ja noch nicht Ladenöffnungszeit), sondern man hatte sich einen zusätzlichen Security Mann zu dem Doorman dazu geholt. Kurz zur Erläuterung, in der ZARA Filiale der Kaufingerstr. wird normalerweise erst ab mittags ein Doorman an die Tür postiert. Aber besondere Ereignisse verlangen offensichtlich nach besonderen Maßnahmen.



Zurück zum Geschehen. Nach einigen Sprechparolen und weniger aufmunternden Worten an die Verantwortlichen in der Filiale und an den Arbeitgeberverband, öffnete der Laden pünktlich um 10:00 Uhr und wir protestierten bei jedem Kunden, der rein oder raus wollte. Sichtlich genervte Kunden gingen missmutig an uns vorbei und in den Laden rein und wieder raus.

Die ganze Zeit hat ein Team von RTL die Aktionen von uns mit gefilmt und einige Kolleginnen und Kollegen interviewt. Wir sind gespannt auf das Ergebnis und werden Euch hier darüber berichten. Eine weitere sehr interessante Randnotiz. Einige von uns bemerkten einen eifrig uns fotografierenden Mann mit markantem Bartwuchs. Jeder der in der ZARA Filiale Kaufingerstr. arbeitet erkannte ihn sofort. Es war ein Leiharbeitnehmer, der regelmäßig bei uns tätig ist. Mit seinem professionellem Fotoequipment fotografierte er alles und jeden. Als wir ihn fragten was er hier machen würde antwortete er, dass er von der "Presse" wäre und heute nicht bei uns arbeiten würde.

Ein Wort im Vertrauen: WIR GLAUBEN DIR NICHT! Presse? Presseausweis? Vielleicht so einer?



Oder so einer?



Oder doch lieber so einer?



Presseausweise am Computer erstellen und ausdrucken kann jeder! Nur vorsorglich, falls ZARA glaubt uns ver***schen zu können:

Wir machen erneut darauf aufmerksam, dass jegliche Nutzung des Film- und Fotomaterials von den Kolleginnen und Kollegen strengstens untersagt ist und strafrechtlich verfolgt werden wird, sollte das Unternehmen KG ZARA B.V. & Co. sie unerlaubterweise für seine Zwecke verwenden.

Nach gut einer halben Stunde haben wir uns dann entschlossen "eine Tür" weiter zu gehen und die Belegschaft und Verantwortlichen der H&M Filiale an der Straßenecke der Kaufingerstr. und Liebfrauenstr. mit unserer lustigen Gruppe zu beglücken. Also marschierten wir gut gelaunt und lautstark wieder in die Filiale hinein und besuchten alle Etagen des Ladens um auf uns aufmerksam zu machen. Nach diesem kleinen Intermezzo ging es dann (ohne ver.di Streikwesten) Richtung Gewerkschaftshaus. Dort klang dann, nach einer kleinen Rede seitens Gewerkschaftssekretärs Dominik Datz, die ganze Veranstaltung aus und wir alle gingen in unser wohlverdientes Streikwochenende. - War auch wirklich anstrengend alles!



Wir harren der Dinge die da noch kommen aber eine Bemerkung sei noch erlaubt. Der Mutterkonzern von ZARA, nämlich INDITEX, hat verlauten lassen, dass man nicht besonders "amused" (engl.: "erfreut") sei, dass ZARA und INDITEX wieder einmal in den "negativ Schlagzeilen" der Medienlandschaft ist. Man hat bemerkt, dass die Art und Weise, wie mit der Stammbelegschaft umgegangen wird (Freistellungen, betriebsbedingte Kündigungen ohne Grund, Benachteiligungen der Mütter usw.) nicht besonders gut ankommt. Hinzu kommt noch, dass man bzgl. der Leiharbeitnehmer ein "vorübergehendes" Einstellungsstopp angewiesen hat. Wir werden sehen, ob dieser Einstellungsstopp nur für die Streikzeit oder generell gilt und was mit der Stammbelegschaft und den immer noch nicht nachbesetzten Stellenvakanzen passieren wird. Wir halten Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

In diesem Sinne:


Auf zur nächsten Runde!!!