Donnerstag, 3. August 2017

Und raus bist du!!!

Es war einmal…


eine junge Frau, die bei Zara als Teilzeitkraft begonnen hatte. Sie war aufgrund Ihres Engagements auf und neben der Verkaufsfläche bei all Ihren Kollegen sehr beliebt. Als in Ihrer Filiale, in der Münchener Innenstadt, 2010 der Betriebsrat neu gewählt wurde, hat Sie sich zur Wahl gestellt und ist als Ersatz Mitglied in den damaligen Betriebsrat gewählt worden. Sie hat Ihr Ehrenamt stets mit voller Überzeugung ausgeübt und wusste Ihre Fähigkeiten gekonnt mit einzubringen. Diese „Skills“ blieben dem Arbeitgeber nicht verborgen. Als sich Ihr ein Karrieresprungbrett bot, nutzte sie dieses um über viele Umwege Personalreferentin für die Region Bayern zu werden. Sie war u. a. Filialadministratorin, HR-Legal, Segunda bis sie schließlich als Personalreferentin glänzen durfte.





Diese Entwicklung war den Betriebsräten vor Ort nicht neu, denn es gab bereits einige Kollegen (unmittelbar vorher), die sich ebenso ihren Weg von der "einfachen" Verkäuferin über den Betriebsrat bis hin zu "eisernen Referentin" hocharbeitete. Ihre Vorreiterin hat meist Ihre Vergangenheit verleugnet und hat die mit völlig übertriebener Überzeugung das Arbeitgeberlager und dessen Wünsche vertreten - koste es was es wolle.

Nicht so unsere Hauptdarstellerin. Sie hat keine Distanz zu Ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aufgebaut und weiterhin die mitfühlende Freundin, die ein offenes Ohr für jeden Ihrer ehemaligen Kollegen hat, vorgespielt. Sie beherrscht das Spiel so gut, dass mittlerweile viele Kollegen Sie als "Personalreferentin mit Herz" bezeichnen. Allerdings hat sich herausgestellt, dass laut Geschäftsführung, die HR´s (Personalreferenten) der Regionen für sämtliche Aufhebungsverträge allein zuständig waren und sind. Die passende Metapher hier lautet, „der Schein trügt“, denn die sogenannte "Personalreferentin mit Herz" hat in den letzten Monaten Ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, insgesamt 42(!), Aufhebungsverträge in drei verschiedenen Filialen angeboten. Alle wie am Fließband nach dem selben Schema. Ein obligatorisches BEM-Gespräch* (welches kein echtes BEM-Gespräch war) vorgeschoben, dann ein unerwartetes Gespräch wenige Tage hinterher, wo man den Beschäftigten einfach mal so mitteilte, dass ZARA ihr einen Aufhebungsvertrag anbietet. Großzügig wie sie ist, hat sie aber allen eine satte Abfindung mit dazu angeboten und als ob das nicht reicht eine "betriebsbedingte Kündigung" hinterher geschoben, damit die Beschäftigten auch keine Sperrzeit bei der Bundesagentur für Arbeit erhalten. Was im Übrigen völliger Quatsch ist, denn zu 99% ist bei einem Aufhebungsvertrag eine Sperrzeit** die Folge, dies haben wir nach mehrfachen Anfragen bei der Agentur erfahren. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, ob und wenn ja welche Kündigung da noch mit genannt wird. Sogar noch einen Nachteil hat das Ganze. Denn die Abfindung kann sogar dafür sorgen, dass man eine Kürzung des Arbeitslosengeldes bekommt. Das alles wurde aber bei dem Gespräch mit den Beschäftigten nicht genannt. Aber dafür wurden sehr viele Mitgefühlsbekundungen ausgesprochen, die man jetzt ernst nehmen kann oder auch nicht. Wenn man aber bedenkt, dass da jemand sitzt, der gerade dabei ist Müttern ins Gesicht zu sagen, dass sie hier nicht mehr arbeiten können und dass sie zur sog. "Risikogruppe" gehören und ihre Verfügbarkeiten nur eine Belastung für die Personaleinsatzpläne seien, kommt es einem sehr scheinheilig und falsch vor.





Bitte nicht Falsch verstehen. Es ist nichts verwerfliches daran, wenn man Karriere machen möchte. Insbesondere für die weibliche Bevölkerung, die es immer noch leider schwerer hat die Karriereleiter hoch zu kommen als die männlichen. Aber die Karriere auf solche, zumindest moralisch fragwürdigen, Methoden aufzubauen ist definitiv zu kritisieren. Das Ganze wäre halb so schlimm, wenn sich alles zum Guten gewendet hätte. So wie in den Märchen. Aber leider bleibt hier nur ein Teil-Happy-End zu berichten. Denn von den über 40 Kolleginnen und Kollegen hat besagte Personalreferentin es geschafft mit Abfindungen und falscher Überzeugungsarbeit zweidrittel der Beschäftigten zum gehen zu bringen.

Am Ende stellen sich folgende Fragen: Ist das der Geschäftsleitung bewusst? Wenn ja, warum werden solche Methoden befürwortet? Ist das wirklich das Image welches ZARA nach außen repräsentieren möchte? Denn die Kolleginnen und Kollegen werden ihre Erfahrungen und die Gespräche mit Sicherheit weiter erzählen und so etwas spricht sich sehr schnell rum. Bleibt nur zu hoffen, dass ZARA hier die richtigen Schlüsse zieht und eine Kehrtwende von dieser Art von Personalpolitik macht.

Und wenn nicht...nun, wir sind ja auch noch da!


*Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist eine Aufgabe des Arbeitgebers mit dem Ziel, Arbeitsunfähigkeit der Beschäftigten eines Betriebes oder einer Dienststelle möglichst zu überwinden, erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und den Arbeitsplatz des betroffenen Beschäftigten im Einzelfall zu erhalten. Im weiteren Sinne geht es um ein betriebliches Gesundheitsmanagement zum Schutz der Gesundheit der Belegschaft. Die Rechtsgrundlage ist §84 Abs. 2 Neuntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX). (Quelle: Wikipedia.de)

**Unter Sperrzeit versteht man im deutschen Sozialrecht den Zeitraum, für den nach §159 SGB III der Anspruch auf das Arbeitslosengeld wegen versicherungswidrigen Verhaltens ruht. Die Dauer einer Sperrzeit variiert von einer Woche bei Meldeversäumnissen bis zu zwölf Wochen bei Arbeitsaufgabe. Bei einer Sperrzeit mindert sich nach §148 Abs. 1 Nr. 3 oder 4 SGB III die Dauer des Anspruchs auf das Arbeitslosengeld mindestens um die Dauer der Sperrzeit. (Quelle: Wikipedia.de)

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